Akutgeriatrie
In der Akutgeriatrie eines Krankenhauses behandelt man ältere Patienten
mit Mehrfacherkrankungen, um diese körperlich zu stabilisieren. Die
Mobilisierung hat das Ziel, diesen Menschen wieder ein selbstständiges
Leben zu ermöglichen und eine Pflegebedürftigkeit abzuwenden.
Definition Akutgeriatrie
In einer stationären Akutgeriatrie behandelt ein interdisziplinäres Ärzteteam Patienten im Alter, die aufgrund einer akuten Erkrankung, eines Unfalls oder einer plötzlichen Verschlechterung eines bestehenden Problems die Hilfe eines Krankenhauses in Anspruch nehmen müssen. Die Station übernimmt die Patienten entweder direkt aus der Notaufnahme, durch Verlegung von einer anderen Station der Klinik oder durch Direktaufnahme des Hausarztes. Die Patienten leiden zusätzlich meist an verschiedenen alterstypischen Krankheiten, die weitestgehend internistischen, neurologischen und psychologischen Problemen entsprechen. Vor dem akuten Krankheitsfall waren sie in der Regel mobil und haben sich weitestgehend selbstständig versorgt. Damit in diesem fortgeschrittenen Lebensalter trotz akuter Behandlung langfristig keine Pflegebedürftigkeit eintritt, versucht das Ärzteteam so früh wie möglich mit einer Mobilisation zu beginnen. Grundsätzlich möchte das Team Beschwerden lindern und Alltagsfunktionen verbessern. Damit möchte es erreichen, dass der Patient seine Selbstständigkeit zurückgewinnt.
Das interdisziplinäre Team
Geriatrie ist in Deutschland eine Zusatzbezeichnung für einen Facharzt. In manchen europäischen Ländern ist bereits eine Spezialisierung als Facharzt für Geriatrie möglich. Die Geriatrie befasst sich generell mit der Gesundheit im Alter, aber auch mit den verschiedenen Auswirkungen von Krankheiten und Unfällen.
In der Akutgeriatrie arbeiten immer Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammen, denn bei der Behandlung rückt der Mensch im Gesamten in den Mittelpunkt. Ein Spezialist der Geriatrie übernimmt die ärztliche Leitung. Zusätzlich sind aber auch Psychologen, Pfleger und Mitarbeiter des sozialen Dienstes in das interdisziplinäre Team integriert. Da die akutmedizinischen Behandlungen auch frührehabilitative Maßnahmen beinhalten, ergänzen das Team zusätzlich Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Ernährungsberater.
Geriatrische Symptome
Folgende Beeinträchtigungen bezeichnet man bei Patienten im Alter als geriatrische Symptome. Sie sind teilweise Folge des akuten Krankheitsfalls oder bereits davor vorhanden:
- Sturztendenz
- Immobilität und Gebrechlichkeit
- Demenz
- Störungen bei der Aufnahme von Ernährung und Flüssigkeit
- Depression
- Schmerzen
- Altersbedingte Multimorbidität
- Kontinenzprobleme
- Belastbarkeit reduziert oder stark schwankend
Die Akutgeriatrie hat bei den älteren kranken Menschen sowohl die akute Behandlung als auch die geriatrischen Symptome im Blick und behandelt diese.
Das Behandlungskonzept der Akutgeriatrie
Nach der stationären Aufnahme des Patienten in der Akutgeriatrie erfolgen eine umfassende medizinische Untersuchung und eine genaue Abklärung der Alltagskompetenzen. Diese standardisierte Erfassung bezeichnet man als geriatrisches Assessment. Dabei werden alle multidimensionalen Funktionsstörungen festgehalten und beurteilt. Im Anschluss erstellt das multiprofessionelle Behandlungsteam einen Behandlungsplan und legt das Therapieziel fest. Das individuelle Ziel ist dabei immer darauf ausgerichtet, dass der Patient während des Krankenhausaufenthalts eine bestmögliche Mobilität und Aktivität erreicht, damit er im Anschluss wieder nach Hause entlassen werden kann. Zu diesem Zeitpunkt soll er dann auch in der Lage sein, die Verrichtungen des täglichen Lebens zu bewerkstelligen.
Die Behandlung im Krankenhaus ist zum einen darauf ausgerichtet, den Patienten bezüglich der akuten Krankheit medizinisch zu versorgen. Zusätzlich schulen Fachleute in einem Aktivierungstraining alltagspraktische Tätigkeiten. Auch psychologische Unterstützung, Hirnleistungstraining, Behandlungen von Sprach- und Schluckstörungen und Hilfsmittelberatung können Teil der Therapie sein. Der Sozialdienst unterstützt bei der Vorbereitung auf die Entlassung. Auch Angehörige werden in die Behandlung eingebunden.
Fachgesellschaften für Geriatrie
Die im Folgenden aufgeführten Gesellschaften unterstützen die Wissensvermittlung, den Austausch und die Verbindung von Organisationen und Fachpersonen in der Geriatrie.
Europa:
European Academy of Medicine of Ageing (EAMA)
European Union Geriatric Medicine Society (EUGMS)
Schweiz:
Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie (SFGG)
Österreich:
Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie
Deutschland:
Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie e. V. (DGGG)