Anästhesie
Die Möglichkeit, Schmerzen vollständig auszuschalten, zählt zu den grössten medizinischen Errungenschaften: Die Anästhesie (griechisch «Empfindungslosigkeit») war die wichtigste Voraussetzung zur Entwicklung der Chirurgie. Die erste erfolgreiche Äthernarkose (narkos, griechisch «Schlaf») gelang 1846 in Boston.
Seither hat eine enorme Entwicklung stattgefunden. Die Anästhesie gehört heute zu den modernsten und innovativsten Bereichen der Medizin: hoch-wirksame Medikamente und Hightech-Geräte stehen zur Verfügung. Damit werden alle lebenswichtigen Körperfunktionen lückenlos überwacht (Herz, Kreislauf, Atem). Zusätzliches kann bei Bedarf überprüft werden (z.B. Blutfluss, Sauerstoffversorgung, Blutgerinnung, Nierenfunktion, Blutzucker-, Blutsalzkonzentrationen, Anästhesietiefe aufgrund der Hirnströme). Falls notwendig, kann das Anästhesieteam jederzeit eingreifen.
Es gibt die folgenden Anästhesieverfahren
Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Durch eine Allgemeinanästhesie werden Bewusstsein und Schmerzempfinden ausgeschaltet. Meistens wird künstlich beatmet.
Regional- oder Leitungsanästhesie (Teilnarkose)
Oft ist es möglich, nur den betroffenen Körperabschnitt unempfindlich zu machen. Der Patient bleibt wach und kann Musik hören, oder es kann ihm ein Medikament zum Schlafen verabreicht werden.
- Rückenmarksnahe Regionalanästhesien: Ein Mittel zur örtlichen Betäubung (Lokalanästhetikum) wird entweder in das Nervenwasser (Spinalanästhesie) oder in den Spalt zwischen Rückenmarkshülle und Wirbelkanal (Epiduraloder Periduralanästhesie) gespritzt. Die so schmerzunempfindlich gemachten Körperbereiche werden in der Folge ganz gefühllos und können nicht mehr bewegt werden.
- Bei anderen Leitungsanästhesien können gezielt nur ein einzelner oder mehrere Nerven blockiert werden, z.B. direkt am Hals für eine Blockade an Oberarm und Schulter (interskalenäre Plexusblockade) oder in der Achselhöhle (axilläre Plexusblockade) für einen Eingriff an Vorderarm und Hand. Bei grossen Operationen (z.B. im Brust- oder Bauchraum) wird häufig eine Kombination von Regional- und Allgemeinanästhesie bevorzugt. Damit können die Schmerzen und der Heilungsverlauf positiv beeinflusst werden.
Hohe Sicherheit der Anästhesie
Bedeutsame Zwischenfälle und Komplikationen sind sehr selten: die Statistik zeigt, dass der Weg ins Spital gefährlicher als die Anästhesie ist! Nebenwirkungen und weniger schwerwiegende Komplikationen sind möglich, aber selten. Abhängig von der Anästhesiemethode kann es zu Nervenschädigungen oder zu Schluck- und Halsschmerzen, Heiserkeit oder Zahnschädigungen kommen. Häufigere Beschwerden sind Übelkeit, Erbrechen oder Schwierigkeiten beim Wasserlösen. Sie können mit geeigneten Massnahmen behandelt werden.
Schmerztherapie bei akuten Schmerzen
Schmerztherapie nach operativen Eingriffen
Der Anästhesiearzt ist verantwortlich für die Schmerzbehandlung, welche während der Operation beginnt und anschliessend noch mehrere Tage notwendig sein kann.
Geburt ohne Wehenschmerz
Das Erlebnis einer Spontangeburt ohne starke Wehenschmerzen und ohne jede Beeinträchtigung des neugeborenen Säuglings ist heute Realität! Durch einen Periduralkatheter kann fortwährend ein Medikament verabreicht werden,
welches die Nerven des Rückenmarks betäubt. Die Kraft der Beine oder der Bauchmuskulatur wird dabei kaum beeinträchtigt.
Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen
Auf Schmerztherapie spezialisierte Anästhesieärzte bieten an grösseren Kliniken oder in eigener Praxis Schmerzsprechstunden an.
Fragen Sie Ihren Anästhesiearzt !
- Stehen Sie vor einer grossen Operation?
- Sorgen Sie sich um Ihre Sicherheit vor einem Eingriff?
- Befürchten Sie Schwierigkeiten aufgrund Ihres Alters oder wegen bestehender Begleitkrankheiten?
- Sind Sie besonders schmerzempfindlich?
- Reagieren Sie sensibel auf verschiedene Medikamente?
- Leiden Sie unter chronischen Schmerzen?
- Möchten Sie ohne Schmerzen Ihr Kind gebären?
Schweizerische Gesellschaft für Anästhesiologie und Reanimation
Sekretariat SGAR
Postfach 604
3000 Bern 25
Tel. 031 332 82 75
www.sgar-ssar.ch