Fussheberorthese
Fussheberorthese konfektioniert oder nach Mass? Bei einer vorübergehenden Fussheberlähmung ohne anderweitige Problemstellung sind konfektionierte Orthesen durchaus eine sinnvolle Versorgung
Fussheberorthese konfektioniert oder nach Mass?
Warum werden immer wieder Fussheberorthesen nach Mass hergestellt, wenn es doch die viel günstigere Möglichkeit der konfektionierten Schienen gibt.
Bei einer vorübergehenden Fussheberlähmung ohne anderweitige Problemstellung wie z.B. starke Spasmen, Tonus oder Klonus, sowie starke Fussbeschwerden und Knicksenkfüsse usw. sind konfektionierte Orthesen durchaus eine sinnvolle Versorgung. Bei multiplen Behandlungszielen sind die Ansprüche jedoch so individuell, dass eine vorgefertigte Orthese oft ungenügend passt und wirkt, ja sogar zu Druckstellen führen kann. Ebenso bei abnormen physionomischen Fussformen ist eine Massanfertigung unerlässlich.
Daraus lässt sich folgende Empfehlung ableiten:
Indikation für konfektionierte Fussheber:
- Reversible Fussheberparese ohne Varus-Valgus Abweichung
Kontraindikation für konfektionierte Fussheber:
- Hemiplegie mit Klonus
- Hemiplegie mit Tonus
- Spitzfuss
- Langfristige Tragdauer
- Fussdeformitäten
- Übergewicht (da Orthese zu schwach)
Indikation für Fussheberorthese nach Mass/Gipsmodell:
- Alle nicht mit konfektionierten Orthesen versorgbaren Indikationen (siehe oben)
Grundsätzliches zum Design der Fussheberorthesen (Die Fussschale)
Vorfussbereich
Im Vorfussbereich wird die Sohle mit Vorteil lang gehalten, kann jedoch aus Platzgründen auf 3⁄4 Länge gekürzt werden. Das heisst, die Metatarsalen sollten in jedem Fall auf der Orthese aufliegen. Eine hinter den Metatarsalen verlaufende Kante könnte gleich einer zu hohen retrokapitalen Abstützung einen Klonus auslösen.
Mittelfussbereich
Beim Mittel- und Rückfuss muss auf das statische und dynamische Verhalten des Fusses eingegangen werden. Ein hemiplegischer Fuss neigt im Stehen zum Abknicken in eine Valgusposition. Dagegen varisiert der Fuss in der Schwungphase und weist meist zusätzlich eine Innenrotation auf. Diese gegensätzlichen Reaktionen gilt es optimal zu führen und aufzufangen. Durch eine leichte Pronation des Calcaneus (plateauförmig) und einem lateralen Gegenhalt lässt sich der Fuss oft schon in eine optimale Stellung bringen. Mit einer bilateralen Fersenfassung kann zusätzliche Stabilität in Gang und Stand verliehen werden. Mit einem geführten medialen oder lateralen Orthesenrand im Mittelfussbereich bis an die Metatarsalen, kann eine allfällige Innen- oder Aussenrotation etwas korrigiert werden. Auch mit propriozeptivem Fussbett werden oft gute Erfolge erzielt.
Dorsale Wadenanlage
Eine offene Fersengestaltung der Orthese mit einem Steg im Achillessehnenbereich (oft bei konf. Orthesen) ist zwar platzsparend im Schuh, kann jedoch starke Scheuerstellen und Reizungen der Achillessehne zur Folge haben. Das proximale Orthesenende sollte sich 2 cm unter dem Fibulaköpfchen befinden um keinen Druck auf den Ansatz des Peroneus auszuüben. Eine zu niedrige Orthese im Wadenbereich stimuliert die Muskulatur und löst bei Hemiplegikern einen Klonus aus, welcher sich im Gang negativ auswirkt.
Verschlüsse
Es ist wichtig zu wissen, dass eine Fussheberorthese nur mit einem guten Schuhwerk funktioniert. Hausschuhe, Sandalen und hohe Absätze sind nicht geeignet. Solange ein Fuss mit einem guten Schuhwerk auf der Orthese gehalten werden kann, ist ein Wadenklettverschluss ausreichend. Neigt ein Fuss zu starkem Klonus, sind ein Spitzfuss oder gar Kontrakturen vorhanden, muss ein korrigierender Fixationsverschluss über den Rist angebracht werden.