Lymphdrainage
Die manuelle Lymphdrainage ist eine Massagetechnik, die Schwellungen abklingen lässt, indem sie angestaute Flüssigkeit im Gewebe zum Abfluss anregt. Häufig ist die Behandlung mit einer anschliessenden Kompressionsbandage oder Bestrumpfung verbunden.
Die manuelle Lymphdrainage ist eine Form der physikalischen Therapie (siehe Physiotherapie). Die Technik geht auf den dänischen Physiotherapeuten Dr. Vodder (1896-1986) zurück, der die vier nach ihm benannten Grundgriffe entwickelte. Diese sind stehender Kreis, Pumpgriff, Schöpfgriff und Drehgriff.
Die manuelle Lymphdrainage dient in erster Linie als Entstauungstherapie ödematöser Körperregionen. Meist handelt es sich dabei um die Arme und Beine. Sie eignet sich ebenfalls für Beschwerden, die mit Verstauchungen, Zerrungen oder Lähmungen einhergehen. Auch bei Migräne und anderen neurovegetativen Störungen kann eine Behandlung der Lymphknoten Linderung verschaffen.
Ablauf
Gleichmässig und rhythmisch wendet der Therapeut verschiedene Griffe und Techniken an, um angestaute Lymphe abzuleiten. Er bearbeitet die Lymphbahnen in Richtung Körpermitte und leitet die Lymphe so zu den zentralen Lymphstämmen. Zudem verschiebt sich eiweissreiche Ödemflüssigkeit über die Wasserscheiden von einem gestauten in einen gesunden Körperbereich.
Anders als bei der klassischen Massage soll bei der manuellen Lymphdrainage nicht die Durchblutung angeregt werden. Die Techniken bestehen aus schonendem Streichen und Drücken. Bei ausgeprägten Stauungen in den Extremitäten kommen zusätzlich Bandagen und Kompressionstrümpfe zum Einsatz. Diese gibt es im Sanitätshaus und werden bei Bedarf nach Mass angefertigt.
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
Unter der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie, kurz KPE, versteht man die Kombination aus weiteren Elementen, die die Therapie ergänzen. Neben der manuellen Lymphdrainage und der Bestrumpfung zählen hierzu eine spezielle Hautpflege und eine angepasste Bewegungstherapie.
Das Lymphgefässsystem des Körpersnach oben
Zu den Aufgaben des Lymphgefässsystems gehört es, Flüssigkeit aus dem Gewebe, die sogenannte Lymphe, aufzunehmen und in die Blutgefässe abzuleiten. Das intakte Lymphgefässsystem transportiert täglich zwei Liter Lymphflüssigkeit. Der Transport erfolgt sowohl passiv als auch aktiv. Durch die Bewegung der Gliedmassen unseres Körpers und das daraus resultierende Pressen und Entlasten der Gefässe bewegt sich die Flüssigkeit passiv vorwärts. Der aktive Transport erfolgt mittels der ungeordneten Kontraktion der Lymphangione (Lymphherzen).
Abwehrsystem
Das lymphatische System ist ein wichtiger Teil des Abwehrsystems und beinhaltet Immunzellen und unspezifische Fresszellen. Krankheitserreger und krankhaft veränderte Bestandteile des Körpers werden unschädlich gemacht und ausgeschwemmt. Zu den lymphatischen Organen gehören Milz, Thymus, Mandeln und die Lymphknoten.
Gestörte Funktion im lymphatischen System
Aufgrund der beschriebenen, wichtigen Aufgaben lässt sich erahnen, welche verheerenden Folgen eine Funktionsstörung des Lymphsystems nach sich zieht. Die Lymphflüssigkeit sammelt sich in den Zellzwischenräumen an und Ödeme (Anschwellungen) entstehen. Gift- und Abbausstoffe des Körpers werden nicht abtransportiert und das Immunsystem kann nicht mehr richtig arbeiten. Dies ist belastend für den Körper und unangenehm für den Patienten. Als Folge können gelegentlich Schmerzen auftreten.
Ursachen für eine Störung des Lymphflussesnach oben
Die ungenügende Transportkapazität der Lymphgefässe kann vielfältige Ursachen haben. Die Störung kann temporär oder dauerhaft sein und sich in manchen Fällen mit der Zeit verschlimmern. In allen Fällen stellt die Dysfunktion eine Belastung für den Körper dar und muss ernst genommen werden.
Als Folge von Eingriffen
Plötzliche Auslöser, die zum Anschwellen von Körperbereichen führen, sind Operationen oder Verletzungen. Besonders häufig kommt manuelle Lymphdrainage nach einer Tumorbehandlung oder Lymphknotenentfernung zum Einsatz. Aber auch nach Verbrennungen oder in der Narbenbehandlung findet diese Therapie Anwendung.
„Dicke Beine“
Bei älteren Menschen kommt es öfters zu den sogenannten dicken Beinen. Verantwortlich für die Wassereinlagerung ist ein schwaches Herz, welches dazu führt, dass das Lymphsystem nicht mehr richtig arbeitet. Bei Schwangeren kommt es aufgrund hormoneller Veränderungen zu mehr oder weniger starken Einlagerungen von Wasser in den Beinen. Auch wenn dies ein temporärer Zustand ist, sollte man eine manuelle Lymphdrainage in Erwägung ziehen.
Erweiterte Gefässe im Sommer
In warmen Sommermonaten weiten sich die Blut- und Lymphgefässe. Dies erschwert den Transport der Körperflüssigkeiten in Richtung Körpermitte. Gerade bei Personen, die bereits eine leicht geschwächte Herzfunktion aufweisen, macht sich dieser gestörte Transport bemerkbar und es entstehen Flüssigkeitsansammlungen.
Krampfadern und Venenerkrankungen haben ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Transportfunktion des Lymphsystems.
Es gibt Indikationen, bei denen eine Lymphdrainage nicht angewendet werden soll. Liegt eine solche Erkrankung temporär vor, ist es sinnvoll, zu warten bis sie abgeklungen ist. Hierzu zählen unter anderem akute Entzündungen und Fieber. Bakterien können sich durch eine Lymphdrainage schneller im Körper verteilen. Bei lang anhaltenden oder chronischen Erkrankungen ist eine Absprache zwischen Patient, behandelndem Arzt und Therapeuten unabdingbar. Dazu zählen beispielsweise Tumoren, Herzinsuffizienz, Wundrose und Thrombosen.
FAQs - Häufig gestellte Fragennach oben
Was ist Lymphe?
Die Lymphe ist Gewebsflüssigkeit unseres Körpers, deren Transport in einem parallel zum Blutkreislauf verlaufenden Gefässsystem stattfindet. Sie leitet Abbauprodukte und Giftstoffe aus unseren Zellen ab und ist ein wichtiger Teil des Immunsystems.
Woran erkenne ich ein Ödem?
Bei einem Ödem kommt es zur Anschwellung und Spannungsgefühlen des entsprechenden Körperbereichs.
Müssen Schwellungen immer behandelt werden?
Klingen Schwellungen nicht von selbst wieder nach kurzer Zeit ab, sollte man zur Abklärung zum Arzt. Nicht immer ist eine manuelle Lymphdrainage nötig.
Kann mein Physiotherapeut die manuelle Lymphdrainage durchführen?
Physiotherapeuten benötigen eine Zusatzausbildung, um eine Lymphtherapie anwenden zu dürfen. Viele haben diese absolviert. Auch Masseure oder Naturheilpraktiker dürfen eine Lymphdrainage nach entsprechender Ausbildung durchführen.
Kann eine manuelle Lymphdrainage schädlich sein?
Liegt eine akute Entzündung, Fieber oder eine chronische Erkrankung wie Herzinsuffizienz vor, ist eine Abklärung mit dem Arzt dringend erforderlich, um den Körper nicht unnötig zu belasten.