Weitsichtigkeit
Weitsichtigkeit ist eine Fehlsichtigkeit, bei der es bei entspanntem Auge zu unscharfem Sehen kommt. Nur durch ein Anspannen des Augenmuskels können Weitsichtige trotzdem scharf in die Ferne sehen.
Definition der Weitsichtigkeitnach oben
Eine Weitsichtigkeit ist keine Augenkrankheit, sondern eine Fehlsichtigkeit, die von der Idealform abweicht. Grundsätzlich ist das Auge trotzdem ein normales und gesundes Auge. Der umgangssprachliche Begriff Weitsichtigkeit ist für diese Form der Fehlsichtigkeit nicht ganz korrekt, denn sehr leicht versteht man darunter das Gegenteil von einer Kurzsichtigkeit. Doch dem ist nicht so. Während kurzsichtige Menschen in die Nähe gut und in die Ferne unscharf sehen, ist es bei Weitsichtigen nicht einfach umgekehrt. Denn damit diese überhaupt eine gute Fernsicht haben, müssen sie ihren inneren Augenmuskel anspannen.
Übermäßige Anstrengung für den inneren Augenmuskel
Die medizinische Bezeichnung für Weitsichtigkeit ist Hyperopie oder Hypermetropie. Das Wort hyper kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übermäßig. Die genaue Übersetzung des Begriffs lautet deshalb richtigerweise Übersichtigkeit. Denn damit Weitsichtige gut sehen, nehmen sie immer wieder eine Akkommodation zur Hilfe – sowohl in die Ferne als auch in der Nähe. Unter Akkommodation versteht man ein ständiges Anspannen des inneren Augenmuskels. Und das kann auf die Dauer sehr anstrengend für das Auge sein. Normalsichtige spannen den Muskel meist nur zum Lesen an.
Oft kompensiert und unentdeckt
Eine Weitsichtigkeit bzw. die Brechkraft des Auges misst man in der Einheit Dioptrie (dpt). Der Wert eines normalsichtigen Auges beträgt dabei auf die Entfernung etwa 60 dpt. Bei einem Sehfehler weicht dieser Wert nach oben oder nach unten ab. Besteht eine Weitsichtigkeit bezeichnet man das mit einem Plus bei einer Kurzsichtigkeit mit einem Minus. Eine Hyperopie ist meist angeboren. Sie bleibt oft lange Zeit unentdeckt, da Betroffenen sie durch die angewandte Akkommodation größtenteils kompensieren können. Mit zunehmendem Alter lässt diese Fähigkeit jedoch nach.
Gefahr bei Weitsichtigkeit von Kindern
Bei Kindern ist die Gefahr besonders groß, dass man die Weitsichtigkeit erst spät oder überhaupt nicht entdeckt. Oft zeigen sie wenig Interesse am Lesen und Schreiben oder sind durch die übermäßige Anstrengung der Augenmuskeln am Abend deutlich müder als Gleichaltrige. Ebenfalls können sie über chronische Kopfschmerzen klagen und unter geringer Konzentrationsfähigkeit leiden. Dennoch schneiden diese Kinder bei einem normalen Sehtest gut ab, da sie die Akkommodation nutzen und die bestehende Weitsichtigkeit somit weitestgehend kompensieren.
Ursachen und Formennach oben
Entweder ist bei einer Weitsichtigkeit der Augapfel zu kurz und somit das Auge zu klein gebaut oder aber die Wölbung der Linse ist flacher als bei Normalsichtigen. Die Folge ist eine zu geringere Brechkraft des Auges. Somit kann das Auge nahes Licht nicht ausreichend bündeln, wobei es zu unscharfen Bildern von Gegenständen in der Nähe kommt. Lichtstrahlen aus der Ferne fallen bei Weitsichtigen dagegen fast parallel ins Auge ein. Das Auge bündelt die Strahlen jedoch so, dass erst hinter der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht.
Versteckte Weitsichtigkeit
Wäre das Auge nun entspannt, käme es sowohl bei naher Sicht als auch bei Fernsicht zu Unschärfe. Durch das Anspannen des Ziliarmuskels kann der Weitsichtige an dieser Stelle gegensteuern. Durch Akkommodation verändert er die Brechkraft seiner Augenlinse so weit, dass auch bei ihm ein scharfes Bild entsteht. Diesen Ausgleich der Sehschwäche nennt man latente Hyperopie oder auch versteckte Weitsichtigkeit. Die Taktik funktioniert in die Ferne sehr gut, hat jedoch in die Nähe Grenzen. Zudem nehmen ab einem Alter von etwa 40 Jahren die Elastizität der Linse und somit auch die Brechkraft ab.
Achsenhyperopie
Die Achsenhyperopie ist die häufigste Form bei Weitsichtigkeit. Das Auge ist von der Hornhaut bis zur Netzhaut im Verhältnis zur Brechkraft zu klein. Die Brechkraft des Auges an sich ist dagegen normal. Ein zu kurzer Augapfel ist meist angeboren. Durch die genetisch bedingte Veranlagung geben Elternteile eine Weitsichtigkeit oft durch Vererbung an ihre Kinder weiter. Darum sollten weitsichtige Eltern besonders auf die Sehkraft ihrer Kinder achten, um eine Fehlsichtigkeit möglichst frühzeitig zu entdecken.
Brechungshyperopie
Bei der Brechungshyperopie ist die Länge des Augapfels normal. Allerdings ist die Brechkraft des Systems Hornhaut-Glaskörper-Augenlinse, dem dioptrischen Apparat, zu gering. Somit haben einfallende Lichtstrahlen ihren Brennpunkt hinter der Netzhaut. Diese Form tritt weitaus seltener auf als die Achsenhyperopie. Ursache dafür kann eine Linsenlosigkeit (Aphakie) sein was bedeutet, dass die Linse komplett fehlt. Eine Augenlinse kann sich aber auch verschieben und sich somit nicht mehr an ihrer natürlichen Position befinden (Linsenluxation).
Symptome und Beschwerdennach oben
Wie ausgeprägt Symptome bei der Weitsichtigkeit auftreten, das hängt zum einen vom Grad der Sehschwäche aber auch vom Alter ab. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Weitsichtige in jungen Jahren kaum Symptome bemerken und erst ab einem gewissen Alter feststellen, dass ihre Sehkraft nicht mehr einwandfrei funktioniert. Typisch für Weitsichtige ist das Lesen mit ausgestrecktem Arm. Denn plötzlich erscheint vieles in der Nähe - wie das Kleingedruckte in Anleitungen oder der Text auf dem Bildschirm – unscharf. Betroffene benötigen nun einen weiten Abstand, um überhaupt etwas deutlich zu erkennen.
Brennende Augen und chronisches Kopfweh
Das permanente Anspannen des Ziliarmuskels, um Dinge einwandfrei zu erkennen und scharf zu stellen, hat spürbare Auswirkungen. Betroffene leiden sehr oft unter Kopfschmerzen, die direkt beim Lesen oder arbeiten, aber auch chronisch auftreten können. Ebenfalls machen sich häufig müde Augen, brennende Augenschmerzen oder sogar Augenentzündungen bemerkbar. Gerade Kinder, aber auch Erwachsene, leiden an Konzentrationsschwächen und Konzentrationsschwierigkeiten, die Eltern, Lehrer oder sie selbst gar nicht mit einem Sehfehler in Verbindung bringen.
Schielen – häufig eine Auswirkung bei Weitsichtigkeit
Schielen bedeutet, dass die Augen nicht parallel zueinanderstehen. Bei Weitsichtigkeit kommt es vor allem bei Kindern leicht zu einem Innenschielen. Ursache dafür ist die übermäßige Anstrengung der inneren Augenmuskeln. Denn spannt das Kind den Augenmuskel zum Sehen an, macht dieser automatisch eine Bewegung nach innen. Gut beobachten kann man dieses Vorgehen generell bei einer lesenden Person. Schielt nun ein Kind, sollten Eltern dieser Tatsache immer Beachtung schenken und zum Augenarzt gehen. Denn wenn ein Kind lange Zeit wegen Weitsichtigkeit schielt, kann es zusätzlich ein gestörtes Raumsehen entwickeln.
Untersuchung und Diagnosenach oben
Ein Weitsichtiger meistert einen normalen Sehtest recht gut, da er seine inneren Augenmuskeln anspannt. Um nun eine Weitsichtigkeit tatsächlich festzustellen, muss der Augenarzt den Augenmuskel quasi ausschalten bzw. lähmen. Erreichen kann er dies durch die Gabe von Augentropfen. Erst wenn der Augenmuskel während des Sehtests nicht mehr agiert, kann der Arzt die tatsächliche Sehleistung und häufig versteckte Weitsichtigkeit feststellen.
Augenmuskeln lähmen – mithilfe von Augentropfen
Bei der Untersuchung prüft der Augenarzt oder Optiker jedes Auge für sich. Liegt tatsächlich eine Weitsichtigkeit vor, ermittelt der Prüfer zusätzlich die genaue Dioptrienzahl mittels Refraktionsbestimmung. Dabei misst er den Brechwert des Auges - jedoch keine absolute Zahl, sondern den Wert der Abweichung in Bezug auf den Idealwert. Da bei einem zu kurzen Augapfel der Kammerwinkel im Auge häufig zu eng ist, sollte der Arzt bei Weitsichtigkeit auch den Augeninnendruck messen. Denn bei dieser Fehlsichtigkeit ist das Risiko erhöht, an Grünem Star zu erkranken.
Objektive Refraktionsbestimmung
Bei der objektiven Refraktionsbestimmung ermittelt der Augenarzt oder Optiker den Brechwert des Auges, ohne diesen durch Naheinstellungen zu beeinflussen. Dieser Wert dient später als Grundlage für die darauf folgende subjektive Refraktionsbestimmung. Die Bestimmung des Wertes erfolgt durch ein sogenanntes Autorefraktometer und ohne Mitarbeit des Patienten. Anhand der Maße des Auges stellen sich vorschaltbare Linsen so ein, dass ein scharfes Bild entsteht.
Subjektive Refraktionsbestimmung
Die subjektive Refraktionsbestimmung fordert nun die Mitarbeit des Patienten. Aus diesem Grund führt man sie meist nur an Erwachsenen durch, da sie bei Kindern kein gutes Ergebnis erzielt. Hintergrund der zusätzlichen Bestimmungsmethode ist, dass nicht jeder den objektiv gemessenen Wert auch tatsächlich als optimal empfindet. Entscheidend für ein endgültiges Ergebnis ist somit der individuelle Seheindruck des Patienten. Jeder Patient wählt nach dem Vorhalten von weiteren verschiedenen Linsen selbst, mit welcher Linse er am besten sieht.
Therapiemöglichkeitennach oben
Auch wenn Weitsichtige ihre Fehlsichtigkeit in jungen Jahren durch Akkommodation zunächst noch selber ausgleichen können, ist für das Auge auch schon zu diesem Zeitpunkt das Benutzen einer Sehhilfe entlastend. Eine Hyperopie korrigiert man physikalisch mit einer sogenannten Sammellinse, einer Pluslinse, die auf der Netzhaut wieder für ein scharfes Bild sorgt. Das Ziel dieser Sehhilfe besteht darin, den bestehenden Brechungsfehler zu korrigieren und den einfallenden Lichtstrahl direkt auf die Netzhaut zu richten. So erreicht man, dass beim Blick in die Ferne - auch ohne Anspannen des Augenmuskels - ein scharfes Bild entsteht.
Täglich Brille oder einmalig Laser?
Heute gibt es zahlreiche unterschiedliche und modische Brillenmodelle, denn eine Brille ist längst viel mehr als nur eine Sehhilfe. Von Vorteil sind das unkomplizierte Auf- und Absetzen beim Tragen, kein Fremdkörpergefühl im Auge und keine direkte Belastung für die Hornhaut. Entscheidet sich ein Patient für einen operativen Eingriff zur Behandlung seiner Weitsichtigkeit, geschieht dies meist aus kosmetischen und nicht aus medizinischen Gründen. Die gängigste Methode ist dabei die Therapie mit dem Augen Laser (LASIK). Dabei verstärkt man die Hornhautkrümmung in der Mitte, sodass sich die Brechkraft des Auges erhöht.
Verschiedenste Formen von künstlichen Linsen
Eine weitere Möglichkeit, um eine Weitsichtigkeit auszugleichen, ist das Verwenden von Kontaktlinsen. Kontaktlinsenträger genießen jederzeit ein freies Gesichtsfeld. Sie müssen beim Tragen jedoch ausreichend Pausen (z. B. nachts) einlegen und die Linsen aufgrund der Infektionsgefahr sehr sauber halten. Ab einem gewissen Alter ist es auch möglich, bifokale Kontaktlinsen zu verwenden, um sowohl das Sehen in die Ferne als auch in die Nähe zu korrigieren. Bei einer sehr starken Hyperopie besteht die Option, dass man mittels Augenchirurgie eine künstliche Linse hinter die Regenbogenhaut einsetzt, um die Brechkraft der eigenen Linse zu erhöhen.
Generell vorbeugen kann man einer Weitsichtigkeit nicht. Wirksame Maßnahmen sind diesbezüglich nicht bekannt. Was man allerdings tun kann, ist, Begleiterscheinungen zu verhindern und das Auge vor Überbelastung zu schützen. Durch eine Therapie wie das Tragen einer Brille oder Kontaktlinsen schont man den inneren Augenmuskel und verhindert so Beschwerden wie Kopfschmerzen, müde und gereizte Augen oder fehlende Konzentration.
Vorsorge für eine stabile Augengesundheit
Da bei einer Achsenhyperopie ein erhöhtes Risiko besteht, an einem Glaukom zu erkranken, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einer bestehenden Weitsichtigkeit besonders wichtig. Bei der augenärztlichen Routineuntersuchung sollte der Arzt deshalb immer eine Messung des Augendrucks durchführen. Bei Kindern kann Weitsichtigkeit der Auslöser dafür sein, dass sie zu schielen beginnen und sich so ihre Augenstellung verändert. Um möglichst Folgeschäden am Auge zu verhindern, sollten Eltern mit einem schielenden Kind zur Kontrolle einen Augenarzt aufsuchen.
FAQs - Häufig gestellte Fragennach oben
Wie entsteht Weitsichtigkeit?
Eine Weitsichtigkeit ist häufig angeboren. Sie entsteht dadurch, dass der Augapfel zu kurz und von der Hornhaut bis zur Netzhaut im Verhältnis zur Brechkraft zu klein ist.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Weitsichtigkeit?
Eine Hyperopie lässt sich mit einer Brille oder Kontaktlinsen ausgleichen. Neben den beiden gängigen Methoden besteht heute auch die Möglichkeit, die Weitsichtigkeit mittels Laser (LASIK) zu behandeln.
Verwöhne ich meine Augen durch das Tragen von Brille oder Kontaktlinsen?
Nein, im Gegenteil. Eine Brille oder Kontaktlinsen unterstützen das Auge und schützen es vor Überbelastung, da sich der innere Augenmuskel nicht permanent anspannen muss.
Wie überzeuge ich mein Kind von einer Brille?
Kinder haben oft Angst, dass man sie wegen einer Brille hänselt. Deshalb ist es besonders wichtig, sie von den Vorteilen der Brille zu überzeugen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Vielleicht gab es in der Vergangenheit durch Überanstrengung des inneren Augenmuskels Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, gereizte Augen oder Konzentrationsschwäche. Kindern kann man deshalb erklären, dass ein regelmäßiges Tragen der Brille das Auge entlastet.
Kann man einer Weitsichtigkeit vorbeugen?
Nein, generell vorbeugen kann man nicht. Was man allerdings tun kann, ist, das Auge vor Überbelastung zu schützen. So lassen sich Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Augenschmerzen.
Kann sich eine Weitsichtigkeit auswachsen?
Bei Kindern kann das bei einer leichten Weitsichtigkeit der Fall sein. Viele Kinder sind während der Vorschulzeit leicht weitsichtig, haben jedoch keine Beschwerden. Mit dem allgemeinen Wachstum des Körpers und der Augen kann eine leichte Sehschwäche verschwinden. Bleibt sie bestehen, ist das Anpassen einer Brille wichtig.
Wie bestimmt man eine Weitsichtigkeit?
Der Sehtest muss in einer Augenarztpraxis durch einen Augenarzt erfolgen, da für diesen Test Augentropfen notwendig sind. Mit den Tropfen lähmt man kurzfristig den inneren Augenmuskel. Nur dann kann man den Sehfehler korrekt bestimmen.
Wieso stellt man Weitsichtigkeit oft erst in zunehmendem Alter fest?
Eine Weitsichtigkeit ist zwar angeboren, trotzdem können viele Betroffene den Sehfehler jahrelang kompensieren. So bleibt die Weitsichtigkeit lange Zeit unentdeckt. Erst mit zunehmendem Alter lässt die Akkommodationsfähigkeit nach, sodass sich der Sehfehler bemerkbar macht.